Der Oldenburger Hafen hat eine wechselvolle Geschichte. Das alte Hafenbecken reichte früher bis etwa an den Bereich Ritterstraße/Staustraße heran, wurde dann in den 1930er Jahren zurückgebaut, so dass der erweiterte Stautorplatz entstand. Viele kleine Betriebe, aber auch größere Firmen siedelten sich im Oldenburger Hafen in unmittelbarer Nähe zur Innenstadt an und nutzten die Hunte, später auch den 1935 eröffneten Küstenkanal, als Transportweg.
In neuerer Zeit wurden hafenaffine Industriebetriebe weiter Richtung stadtauswärts verlagert. Hatten in den 1990er Jahren noch Arbeitsamt (heute Agentur für Arbeit Oldenburg-Wilhelmshaven) und Landeszentralbank (heute Deutsche Bundesbank-Filiale Oldenburg) die Möglichkeit, ihre Gebäude unmittelbar an der Hunte zu errichten, wurde in den letzten Jahren die Attraktivität des Wohnens im alten Stadthafen erkannt und nicht unumstrittene Wohnblöcke entstanden bzw. werden gerade gebaut.
DER ALTE STADTHAFEN
Ausschnitt aus dem Pharus-Plan Oldenburg um 1900. Das Hafenbecken reichte bis an den Bereich Ritterstraße/Staustraße heran. Es gab noch eine direkte Verbindung zwischen Hafenbecken und Mühlenhunte.
Auszug aus Dietrich Kohl, Die Straßen der Stadt Oldenburg, erschienen im Oldenburger Jahrbuch für Altertumskunde und Landesgeschichte 1919/20, S.174
Am Ende des Hafenbeckens. Im Hintergrund ist die Staulinie zu sehen. Die Aufnahme wurde wohl etwa um 1900 gemacht.
Das alte Hafenbecken mit dem Handelshof und rechts daneben die ehemalige Zuckerfabrik in den 1920er Jahren.
Die Schlomann'sche Mühle am Stau um 1860, eine von drei Windmühlen, die am Stau standen. Sie wurde 1874 versteigert und in Seefeld (Butjadingen) wieder aufgebaut, wo sie auch noch heute zu besichtigen ist.
Blick Richtung Staulinie/Staugraben. Das Aufnahmedatum ist unbekannt. Das Foto stammt aus der Zeit vor 1916, da im Hintergrund noch der Turm des Kunstgewerbemuseums zu sehen ist, das 1915 zugunsten des Neubaus der Oldenburgischen Landesbank abgerissen wurde.
Auf diesem Foto ist bereits der markante Neubau der Oldenburgischen Landesbank an der Ecke zur Ecke Gottorpstraße zu sehen.
BAULICHE VERÄNDERUNGEN IM VORDEREN HAFENBEREICH
1934 wurde ein Teil des alten Hafenbeckens ungefähr bis zur Höhe des heutigen Restaurants „Rondell“ zurückgebaut.
Bauarbeiten in den 1930er Jahren im vorderen Staubereich.
Bauarbeiten in den 1930er Jahren, zu sehen sind rechts die Häuser an der Huntestraße.
Der bereits vorhandene Stautorplatz wurde dadurch vergrößert und es entstand eine Anlage mit geklinkerten Eingangssäulen und Rosenanpflanzungen.
Der Stautorplatz, rechts die geklinkerten Eingangssäulen in den 1950er Jahren.
Blick von der Huntestraße auf das Stautor-Café in den 1950er Jahren. Im vorderen Bereich ist ein Rest der Mühlenhunte zu sehen, der wegen des Baues des neuen Verkehrskreisels Anfang der 1960er Jahre verschwand.
NWZ-Ausschnitt vom 29.03.1952
Das Stautor-Café im Jahre 1957
Um dem rasch wachsenden Straßenverkehr gerecht zu werden, entstand 1963 ein Verkehrskreisel um das Stautor-Café herum. Aus den Stautoranlagen wurde ein Parkplatz.
Umbauarbeiten Anfang der 1960er Jahre.
Der neue Verkehrskreisel
Ein Teil des neuen Stautorplatzes, rechts der Parkplatz.
Ausschnitt NWZ vom 8. Januar 1982
Mit dem Bau des Haarenschöpfwerkes im Jahr 1982 wurde das Hafenbecken später nochmals verändert.
DIE ALTE HAUPTPOST
Im Bereich des alten Oldenburger Hafens befand sich bis 1978 das ehemalige Oldenburger Hauptpostamt.
Der Betrieb dort war im Jahre 1902 aufgenommen worden. Im Erdgeschoss lagen damals die Diensträume für das Postamt sowie die Oberpostkasse. Im ersten Stock war die Oberpostdirektion und eine Dienstwohnung für den Oberpostdirektor. Im zweiten Stock war das Fernsprech- und Telegragraphenwesen untergebracht. Außerdem befand sich dort die Dienstwohnung des Postamtsvorstehers.
Bereits in den 1920er Jahren waren die Räumlichkeiten zu eng geworden und erste Dienststellen mussten ausgelagert werden.
Der Posthof im Winter 1954
Die Hauptpost von der Huntestraße aus im Mai 1955.
Diese Filmaufnahmen aus den 1970er Jahren geben einen kleinen Einblick in den Tagesbetrieb im Bereich der Briefsortierung in der alten Hauptpost.
Raumnot und Enge herrschte in allen Betriebsräumen der alten Hauptpost. Am Hauptbahnhof entstand deshalb in den 1970er Jahren das am 24. Februar 1978 eingeweihte Funktionsgebäude der neuen Hauptpost.
FISCHBRATKÜCHE UND FÄHRMANN
Die schwimmende Fischbratküche in den 1950er Jahren. Im August 1961 zog das Lokal in das Haus Stau 17, weil für den Ausbau des Stautorplatzes der Liegeplatz des Schiffes benötigt wurde.
NWZ v. 29.11.1962
NWZ v. 12.03.1949
Heini Heeren war der Fährmann vom Stau. Am 5. Oktober 1957 setzte er im Alter von 78 Jahren mit seinem kleinen Fährboot zum letzten Mal von der Huntestraße zum Stau über. Das Foto ist von 1953.
Frau B. wohnte Anfang der 1950er Jahre in Osternburg. Ihr Nachbar war Heini Heeren, der Fährmann vom Stau. Frau B. erinnert sich:
FIRMEN IM ALTEN STADTHAFEN
Der Oldenburger Hafen war durch die Verbindung zur Weser stets auch ein Seehafen.
Der Bau des Hunte-Ems-Kanals in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, der eine Anbindung an den Oldenburger Hafen hatte, ermöglichte die Erschließung der Moorgebiete. Da dieser Kanal nur sehr schmal war, wurde er lediglich von kleinen Schiffen (bis 150 Tonnen Tragkraft) zum Transport von Baustoffen für die Neuansiedlungen und zur Versorgung der neuen Siedlungen mit Futter- und Düngermitteln genutzt. Auf dem Rückweg brachten die Schiffe Brenntorf für die Stadt Oldenburg mit. Die Umschlagplätze für den Torf lagen im Bereich der heutigen Schleusenstraße.
Einige der Firmen, die die Hunte als Transportweg nutzten, befanden sich an der Hafenstraße.
Ausschnitt aus "Neuester Stadtplan von Oldenburg", Ernst Völker 1954. Die damals noch vorhandene Hafenstraße gibt es heute nicht mehr. Inzwischen verläuft dort die Hafenpromenade.
Aus Dietrich Kohl, Die Straßen der Stadt Oldenburg, erschienen im Oldenburger Jahrbuch für Altertumskunde und Landesgeschichte 1919/20, S. 128
Herr M. erzählt aus dem Lebenslauf seines Großvaters, der Mitte des 19. Jahrhunderts im alten Oldenburger Stadthafen eine Holzhandlung hatte, die sich ungefähr im Bereich der heutigen Arbeitsagentur befand:
Eine alte Ansicht von der Hafenstraße. Die Aufnahme wurde etwa um 1890 gemacht. Es war damals üblich, Gelegenheitsarbeiter tageweise zum Löschen der Fracht einzustellen.
Herr M. berichtet weiter aus dem Leben seines Großvaters, der sich an der Nikolausstraße ein Wohnhaus baute:
Ein Blick auf die Hafenstraße Anfang des 20. Jahrhunderts.
Herr M. berichtet weiter, auf welche Art und Weise sein Großvater damals neue Kunden gewann:
Ein Blick Richtung Eisenbahnbrücke, vermutlich 1920er Jahre
Durch die Fertigstellung des Küstenkanals im Jahr 1935 erhielt der Oldenburger Hafen den Anschluss für Binnenschiffe an das Ruhrgebiet. Dadurch erlebte der Hafen insbesondere nach dem Zweiten Weltkrieg einen wirtschaftlichen Aufschwung und neue Unternehmen siedelten sich im vorderen städtischen Hafenbereich an.
Mittlerweile sind Firmen wie Roelofs & Co GmbH, Midgard, Carl Meentzen & Co. Kohle und Öl und J. Müller mit dem hohen Getreidesilo sowie die städtischen Kran- und Gleisanlagen aus diesem Teil des Hafens verschwunden. Vom ehemaligen städtischen Schlachthof am Stau sind nur noch einige Gebäude erhalten. Inzwischen ist der Schlachthof im Gewerbegebiet Tweelbäke ansässig. Viele andere Firmen, die sich im näheren Umfeld des Hafen befanden, wie beispielsweise die Warpsspinnerei, die Firma Haniel und Co., die Maschinenfabrik Beeck und die Bettenfabrik Fromm, die zuletzt das Gebäude des alten E-Werks nutzte, gibt es nicht mehr. Als letztes großes Unternehmen verließ die Firma Rhein-Umschlag ihr Gelände auf der Osternburger Seite der Hunte.
Blick Richtung Innenstadt, ca. 1940er Jahre.
Die Firmen im vorderen Hafenbereich. Planausschnitt aus Ostendorf, D.W., Der Hafen Oldenburg und seine wirtschaftliche Bedeutung, 1966, S. 6.
Blick entlang der Hafenstraße in den 1950er Jahren.
Hafenstraße, 1950er Jahre
Blick auf den mittleren Teil der Hafenstraße mit den Kränen und Gleisanlagen, 1950er Jahre.
Während in den 1950er Jahren noch die alten Gebäude der Hafenstraße das Bild dominierten, wurden in den 1960er Jahren Neubauten und Ergänzungen durchgeführt. So errichtete das Speditionsunternehmen Roelofs & Co GmbH an der Hafenstraße ein dreistöckiges Büro- und Lagerhaus mit Umschlaganlagen für Stück- und Massengut. Auch die Firma Midgard erneuerte das veraltete Gebäude und die Umschlaganlage für Sand und Kies auf der Südseite (Bereich Wendehafen) des Hafenbeckens. Die Speditionsunternehmung J. Müller ließ ein hohes Silo für Getreide und Futtermittel bauen.
Blick entlang der Hafenstraße Richtung Bahnwasserturm mit Silo und Speicher für Getreide und Futtermittel der Firma J. Müller. Das Gebäude wurde 1987 abgerissen.
DER WENDEHAFEN
Am Stau herrschten Ende des 19. Jahrhunderts Schwierigkeiten für die Schifffahrt. Da der Stau eine Sackgasse ist, mussten die Schiffe zum Wenden rückwärts zurücksetzen und in der Einmündung des damaligen Hunte-Ems-Kanals drehen. Dieser Umstand wurde 1896 mit dem Bau des 85m x 70m großen Wendebeckens beseitigt.
Der Oldenburger Stadthafen mit dem Wendehafen. Die Aufnahme stammt aus den 1950er Jahren.
Blick auf Wendehafen und Hafenstraße, 1960er Jahre.
Blick von der Hafenstraße Richtung Wendehafen. Im Hintergrund ist das alte E-Werk zu erkennen, rechts die Umschlaganlage für Kies und Sand der Firma Midgard.
Frachtschiffe im Wendehafen, wahrscheinlich 1970er Jahre.
Hafenstraße, links der Wendehafen, 1960er Jahre
In der Hafenstraße mit Blick Richtung Eisenbahnbrücke, etwa Ende der 1950er Jahre.
Blick auf die Einmündung des Küstenkanals in den Hafenbereich.
Die Aufnahme stammt wahrscheinlich aus den 1940er Jahren. Die alte Drehbrücke ist im Hintergrund zu sehen.
In der Hafenstraße, Blick Richtung Eisenbahnbrücke, etwa 1950er Jahre
Werbung aus Grundeigentümer-Handbuch Oldenburg 1929/1930.
NWZ-Ausschnitt vom 12.08.1971
NWZ-Ausschnitt vom 08.04.1950
NWZ-Ausschnitt vom 03.04.1952
Rechts das Ende der Hafenstraße mit Einmündung in den Stau, etwa 1960er Jahre.
Blick Richtung Eisenbahnbrücke
Der Filmausschnitt zeigt den Blick von der Eisenbahnbrücke Richtung Innenstadt, beginnend mit dem Gelände der Firma Rhein-Umschlag, 1980er Jahre.
FIRMA RHEIN-UMSCHLAG
Firma Rhein-Umschlag 1980er Jahre
Am 1. Februar 1937 nahm die Firma Rhein-Umschlag AG, Zweigniederlassung Oldenburg, ihre Tätigkeit auf der Osternburger Seite des Oldenburger Hafens auf.
Wegen der Fertigstellung des Küstenkanals 1935 und der Kanalisation der unteren Hunte wurde es erforderlich, den alten Glashüttenhafen der Oldenburgischen Glashütte zu beseitigen und eine eiserne Spundwand zu errichten. Um die neue Anlage auszunutzen, entschied sich die Oldenburgische Glashütte, einen MAN-Wippkran zu kaufen, damit auf dem damals billigen Wasserweg die für den Betrieb notwendigen Rohmaterialien herangeschafft werden konnten.
In der Folgezeit kamen die Aufsichtsräte von Glashütte und Rhein-Umschlag überein, einen Gemeinschaftsbetrieb zu gründen. Die Oldenburger Glashütte stellte die Hafeneinrichtungen zur Verfügung, die Firma Rhein-Umschlag das Fachpersonal. Außerdem hatte die Firma Rhein-Umschlag die Möglichkeit, die Anlagen speditionell zu nutzen.
Die Oldenburgische Glashütte und rechts ein Teil des Betriebsgeländes der Firma Rhein-Umschlag, 1950er Jahre.
Das Gelände der Firma Rhein-Umschlag von der Eisenbahnbrücke aus, 1960er Jahre.
OLDENBURGISCHE GLASHÜTTE
Die Oldenburgische Glashütte befand sich auf dem Gelände der heutigen Firma SMP. Gegründet wurde sie Mitte der 1840er Jahre vom Kaufmann Justus Harbers. Die Glashütte entwickelte sich innerhalb der nächsten Jahrzehnte zu einem bedeutenden Industriebetrieb und war bis zur Schließung 1983 einer der größten Arbeitgeber Oldenburgs.
Blick auf die Oldenburgische Glashütte in den 1950er Jahren, links zu sehen die Gebäude der ehemaligen Wagenbauanstalt.
Die modernisierte Glashütte vom Stau aus.
Die Glashütte von den Bahngleisen aus .
DER STÄDTISCHE SCHLACHTHOF AM STAU
Oldenburg im Jahre 1883, in Rancke, Erich, 100 Jahre Bundesbahn-Ausbesserungswerk Oldenburg, S.6.
Auf dem Gelände des Schlachthofes befand sich ursprünglich ein Hafenbecken (siehe Plan oben, Nr. 5), der sogenannte Eisenbahnhafen, den man nutzte, solange Torf zum Heizen der Lokomotiven benötigt wurde. Mit dem Ende der Torfbefeuerung verlor der Hafen schnell an Bedeutung und wurde zugeschüttet.
1896 eröffnete man nach zweijähriger Bauzeit den städtischen Schlachthof. Zu dieser Zeit zentralisierten viele Städte – auch Oldenburg – das Schlachten auf städtischen Schlachthöfen, denn das Schlachten vor Ort hatte häufig zu Missständen geführt. In einigen Betrieben herrschten schlechte hygienische Verhältnisse und die Schlachtungen verursachten Lärm sowie unangenehme Gerüche in der umliegenden Nachbarschaft.
Der städtische Schlachthof. Ausschnitt aus einer alten Ansichtskarte. Die Aufnahme stammt vermutlich aus der Zeit um etwa 1900. Im Hintergrund ist die Meyer'sche Sägemühle zu sehen. Sie war eine der drei Staumühlen.
Blick Richtung Innenstadt etwa um 1910, links die Einfahrt zum Glashüttenhafen, rechts (hinter der Holzkonstruktion) sind die Gebäude des Schlachthofs zu erkennen.
Der Schlachthof am Stau wurde in der Folgezeit mehrmals vergrößert und erhielt einen eigenen Gleisanschluss. Neben dem Schlachthof wurde in der NS-Zeit nach dem Verkauf des Zentralviehmarktgeländes in Osternburg ein neuer Nutzviehmarkt eingerichtet, den jüdische Viehhändler nicht nutzen durften. Auf dem Nutzviehmarkt konnten die Viehhändler ihre Tiere direkt an die Schlachter oder Schlachtereien verkaufen.
Bereich der Anladestation für Schweine in den 1950er Jahren
In den 1950er Jahren hatte Frau J. gemeinsam mit ihrem Ehemann die sogenannte Fettschmelze auf dem Oldenburger Schlachthof. Sie erinnert sich an ihre erste Zeit auf dem Schlachthof:
Auf dem Gelände des Schlachthofs, etwa 1950er Jahre
Fleischbeschau im Schlachthof in den 1950er Jahren.
Frau J. erinnert sich daran, wieviele Personen damals auf dem Schlachthof arbeiteten:
Beim Waschen der Därme
Auf dem Oldenburger Schlachthof waren später in den 1960er/70er Jahren auch mehrere Großschlachtereien wie „de Fries“, Hülsebusch“, „Jans & Schnaible“, „Skriepeck“ und „Friedering“ ansässig.
Frau J. erinnert sich:
Kopfschlachtergruppe bei einer Rinderschlachtung im Jahre 1968
Frau J. erinnert sich an die Schlachtungen und die sogenannte Freibank, die sich ebenfalls auf dem Schlachthof befand:
Die Gebäude des städtischen Schlachthofes entlang des Staus in den 1970er Jahren.
Die Schweinehälften vor dem Schlachthaus werden für den Abtransport vorbereitet.
Zum Schlachthof gehörte auch eine Gaststätte. Inhaber war Ernst Brandis. Das Foto zeigt den Thekenbereich des "Gasthaus zum Schlachthof" in den 1950er Jahren.
Frau J. erinnert sich an das „Gasthaus zum Schlachthof“:
Abschiedsgrillen auf dem alten Schlachthof.
In den 1970er Jahren wurde der Schlachthof auf ein neues Gelände in Tweelbäke umgesiedelt.
BAHNWASSERTURM
Der Bahnwasserturm am Stau, 1970er Jahre.
In den Jahren 1907 bis 1908 ließ die Großherzoglich Oldenburgische Eisenbahn für das Betreiben ihrer Dampflokomotiven am Oldenburger Hafen neben der Eisenbahnbrücke einen 33m hohen Wasserturm errichten, der einen Hochbehälter zur Speicherung von Brauchwasser besaß. Das Stahlbassin hatte ein Fassungsvermögen von 500 m³ und wurde mit Huntewasser gefüllt, das kostenlos zur Verfügung stand. Nachdem die Zeit der Dampflokomotiven zu Ende gegangen war, stand der Turm lange Zeit leer. Inzwischen haben zwei Oldenburger Architektinnen den Turm übernommen und ihn für ihre Zwecke hergerichtet.
Der Bahnwasserturm im Januar 1961
EISENBAHNBRÜCKEN
Für den Bau der ersten Eisenbahnstrecke im Oldenburger Land von Oldenburg nach Bremen musste die Hunte überbrückt werden. Deshalb wurde 1865 zunächst eine eingleisige und einarmige Drehbrücke aus Holz gebaut. Schon vor der eigentlichen Eröffnung der Bahnstrecke im Juli 1867 kam es zu Problemen, weil die Hunte ständig versandete und sich Schiffe im Durchgang der Drehbrücke im niedrigen Fahrwasser festfuhren. Dann konnte die Drehbrücke nicht mehr geschlossen werden und der Eisenbahnverkehr kam zum Erliegen. Außerdem deformierten nach kurzer Zeit die Winterstürme und der rasant angestiegene Eisenbahnverkehr die Konstruktion. Deshalb ersetzte man bereits acht Jahre später die Drehvorrichtung durch eine schmiedeeiserne Fachwerkkonstruktion. Außerdem machte die noch im selben Jahr erfolgte Betriebseröffnung der Strecke nach Quakenbrück den Bau einer zweiten gleichartigen Brücke unmittelbar neben der Bremer Brücke erforderlich, da diese nicht mitbenutzt werden konnte.
In den Jahren 1904/1905 erfolgte dann eine grundlegende Rekonstruktion zu einer gemeinsamen zweigleisigen Drehbrücke. Sie war in der Flussmitte gelagert und hatte zwei Durchfahrtsöffnungen von jeweils 28,75 m.
Die Drehbrücke von 1904/1905. Der Blick geht Richtung Osternburg (Stedinger Straße). Die Aufnahme ist etwa um 1910 entstanden. Die Wagenbauanstalt in Osternburg war noch nicht errichtet worden.
Die Brücke wurde im April 1945 durch die deutsche Wehrmacht gesprengt.
Blick in Richtung Stadt im Jahre 1947.
Aus den noch vorhandenen Resten entstand zunächst ein Provisorium zur Aufrechterhaltung des Eisenbahnbetriebes. Von 1950 bis 1954 baute die Firma MAN die heutige Klappbrücke. Es wurde erst ein Brückenteil gebaut und an die Behelfsbrücke angepasst. 1954 wurde auch die Nordbrücke dem Verkehr übergeben. Die Doppel-Rollklappbrücke hat eine Gesamtlänge von fast 60m.
Anfang der 1950er Jahre war ein Brückenteil bereits fertig.
Blick auf die Eisenbahnbrücke, Mitte der 1950er Jahre.
Die Eisenbahnbrücke im Januar 1959
Eisenbahnbrücke, 1960er Jahre. Fußgänger und Radfahrer konnten die Hunte auf der heute gesperrten Seite der Brücke überqueren.
Eisenbahnbrücke, 1980er Jahre. Die Strecke Richtung Bremen wurde inzwischen elektrifiziert.
DIE EISFABRIK AM STAU
Stadtauswärts am Stau vor der heutigen Firma AGRAVIS befand sich noch in den 1950er Jahren die Eisfabrik von Bodo Notholt. Die Fabrik belieferte in der Zeit als es noch keine Kühlschränke gab in Oldenburg Lebensmittelhändler, Fleischereien, Fischhandlungen, Gaststätten und private Haushalte mit Eis.
Blick von der Eisenbahnbrücke stadtauswärts Richtung Wehdestraße in den1950er Jahren. Der Stau war in diesem Bereich dicht bebaut und kleine Gewerbebetriebe hatten sich angesiedelt. Die Oldenburger Eisfabrik befand sich etwa in der Mitte des Bildes.
NWZ v. 2.12.1950
Frau G. wohnte zusammen mit ihrem Ehemann Ende der 1940er Jahre in der Oldenburger Eisfabrik am Stau. Sie erinnert sich:
Blick Richtung Stadt, Mitte 1950er Jahre.
NWZ-Ausschnitt von Juli 1948
Frau G. erzählt von ihrem Ehemann, der das sogenannte Eisziehen in der Eisfabrik erlernte:
Die Eisfabrik musste schließen, als sich die Kühltechnik weiterentwickelte und im Laufe der 1950er Jahre Kühlschränke aufkamen.
LANDWIRTSCHAFTLICHE ZENTRAL-GENOSSENSCHAFT
Die Landwirtschaftliche Zentral-Genossenschaft am Stau. Links sieht man noch das alte Silo u.a. für Getreide und Futtermittel, das eine eigene Löschanlage besaß.
Die Landwirtschaftliche Zentral-Genossenschaft (LZG) ließ 1936 am Stau ein erstes Getreidesilo mit einem Fassungsvermögen von mehr als 2000 t errichten. Dieses alte Silo ist oben links auf dem Bild zu sehen.
Die LZG ging 1990 in der Raiffeisen Central-Genossenschaft Nordwest eG auf. Die heutige AGRAVIS Raiffeisen-AG entstand im Oktober 2004 durch den Zusammenschluss der Raiffeisen Central-Genossenschaft Nordwest eG und der Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG.
In den 1960er Jahren entstand gegenüber der LZG am Südufer der unteren Hunte ein neuer Hafenabschnitt mit einer ca. 350m langen Kaje einschließlich Kranbahn und Verladestraße. Das Gebäude rechts ist das Getreidesilo der Importfirma Oehlmann & Co., das sich damals im Bau befand. Das Silo steht auch heute noch an der Dalbenstraße.
DIE BRAND WERFT
Die untere Hunte in den 1950er Jahren, links der Stau, im Hintergrund rechts die Brand Werft.
Die Brand Werft und Schiffe auf der Hunte 1970er Jahre.
Stapellauf des MS Admiral Bastian auf der Brand Werft im Jahre 1955.
Abendstimmung mit Blick von der Brand Werft Richtung Innenstadt im Jahre 1969
STURMFLUT IM OLDENBURGER HAFEN
Die deutsche Nordseeküste erlebte 1962 eine schwere Sturmflut. Auch die Stadt Oldenburg blieb von den Folgen nicht verschont. Am 17. Februar 1962 kam es in der Stadt zu umfangreichen Überflutungen. Hiervon war u.a. der Hafenbereich am Stau betroffen.
Schaulustige am Stau
Stau
Stau
Bahnhofstraße
Rosenstraße
Überschwemmungen beim Schlachthof
Am Stau, Blick Richtung Innenstadt
Stau
Literatur/Quellen:
Ostendorf, D.W., Der Hafen Oldenburg und seine wirtschaftliche Entwicklung, Stalling, ca. 1966
NWZ-Archiv
Ballmann, Werner, Der Hafen Oldenburg, Entwicklung und Struktur, Bedeutung und Verflechtung, Spieker 1976
Heimann, Bernhard, u.a., 100 Jahre LZG, 1990
Wachtendorf, Günter, Oldenburger Häuserbuch, Straßen der Stadt Oldenburg, die im Jahre 1920 zur Stadt zählten und noch nicht im ersten Oldenburger Häuserbuch beschrieben sind, 2007
Brand, Sigrid, 125 Jahre Heinrich Brand, Storck & Co. 1975
Meyer, Lioba, Up disse Sit van´n Kanal, Wenn die “Osternburger“ erzählen, 1986
Alt-Oldenburg.de
Löffler, Peter, Die Eisenbahn in Oldenburg: Eisenbahngeschichte im ehemaligen Land Oldenburg, EK-Vlg 1998
44 Jahre, 1937-1981 Rhein-Umschlag Oldenburg
Hafen der Stadt Oldenburg, Lageberichte
Schrape, Joachim, Weber, Gustav, Gastronomie in Oldenburg, 125 Jahre von 1882-2007
Berg, Eugenie, Meyer, Lioba, Moderne Zeiten: Industrie- und Arbeiterkultur in Oldenburg 1845 bis 1945, Isensee 1989
Wagner, Otto, Ereignisreiche Jahre von 1970 bis 1979 im Postamt Oldenburg und in seinem Regionalbereich
Meyer-Knickmann, Von den Anfängen des Postwesens in der Stadt Oldenburg in Postgeschichtliche Hefte Weser-Ems, Band IV, Heft 6, 1975
Aschenbeck, Nils, Schmidt, Jens U., Wassertürme im Nordwesten, Isensee 2003
Viele Fotos dieser virtuellen Ausstellung wurden dem Oldenburger Medienarchiv im Rahmen der Austellung „Der Oldenburger Hafen – Eine Zeitreise in Bildern“ zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns dafür ganz herzlich und ganz besonders auch bei den Zeitzeugen, die Stadtgeschichte durch ihre Erzählungen sichtbar machen!
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